‚Rand‘-Probleme

Tropfkanten(-profile) und Wassernasen schützen Bauteile und deren Unterseiten vor Korrosion

Rostender Bewehrungsstahl und abplatzender Beton im Bereich der Bauteilunterseiten (Wassernasen), zum Beispiel an Fassadenelementen, Balkonplatten, Fensterbänken und Betonfertigteilen etc., ist leider immer noch eine alltägliche Erscheinung (Abb. 1).

Warum eigentlich?

Weil noch nie so viel beim Betonbau geschlampt wurde und die seit 1915 geforderte Mindestbetondeckung der Bewehrung nicht eingehalten wird (s. alle Bauschadensberichte der Bundesregierung)!

Rechtliche Grundlagen zur Betondeckung

Seit Einführung der Bestimmung für die Ausführung von Bauwerken aus Eisenbeton (heute Stahlbeton) am 2. Oktober 1915 wird verlangt, dass an Außenbauteilen eine Mindestbetondeckung e> 2 cm an jeder Stelle vorgeschrieben ist. Die heutige Stahlbetonnorm, DIN 1045 (Juli 1988), Abs. 13.2, Tab. 10.3, schreibt ein Mindestmaß min c von 2,5 cm vor (Verlegemaß nom cv = min c +1,0 cm) (Abb. 4).

Die europäische Norm Eurocode 2, Tab. 6.2, schreibt ebenfalls nur 25 mm bezogen auf die Umweltbedingungen (Korrosionsschutz) vor. Diese Angaben zur Betonüberdeckung bedeuten, dass sich bei Ausbildung einer Wassernase durch Einlegen einer Dreikant- oder Trapezleiste mit einer geforderten Höhe von 1,5 cm die Überdeckung um diesen Wert, also auf 4,0 cm, erhöht. Im Merkblatt „Betondeckung“, März 1991, Abs. 4.8, Konstruktion der Bewehrung, heißt es: »Darüber hinaus ist besonders zu sorgen für Sicherung der Bewehrung durch Korrosionsschutz bei Querschnittsschwächung, zum Beispiel bei Trapezleisten…«. Leider wird diese Forderung weder früher noch heute im Betonbau eingehalten. Die aus diesem Mangel entstehenden Schäden sind hinreichend bekannt: Betonabplatzungen in diesem Bereich (Abb. 2).

Ursachen von Korrosionsschäden an Stahl und Beton

Bei richtiger Anwendung der über 2000 Jahre alten Betonbauweise ist ein zusätzlicher Schutz der Bewehrung nicht erforderlich, da es so gut wie ausgeschlossen ist, dass die Karbonatisierungsfront in der normalen Nutzungszeit eines Bauwerks von 50-75 Jahren bis zur Stahleinlage vordringen kann.

Wenn aber die Betonüberdeckung nicht ausreichend ist und die Karbonatisierung bis zur Stahleinlage vordringen kann, entfällt der normale Korrosionsschutz, der durch die Passivierung des Stahls durch den Zement gegeben ist. Wasser und Sauerstoff können bis zum Stahl gelangen, der dann korrodiert und eine Volumenvergrößerung hervorruft. Dann werden die dadurch bedingten Betonabplatzungen sichtbar. Die Enden von Betonbauteilen, und vor allem deren Unterseiten, über die das Wasser der gesamten darüber liegenden Fläche fließen kann, zählen somit zu den gefährdetsten Bauteilen. Denn die allgemein bekannten Schadstoffe der Luft (Kohlendioxid und Schwefeldioxid) können nur in den Beton eindringen, wenn dieser saugfähig ist und Wasser hinreichend lange ansteht.

Die wasserbelasteten Flächen bei nicht beschichtetem Beton erkennt man an der typischen Weißfärbung, da hier der Kalk ausgeschwemmt wird (Ausblühungen). Viele und große Kapillare = viel Kalk = heller Beton.

Tropfkanten, Abtropfprofile und Wassernasen

Problematische Wassernasen sind immer solche, die mit dem Aufnageln einer Dreikant- oder Trapezleiste auf die Schalung –  ohne eine gleichzeitige Erhöhung der Betonüberdeckung — hergestellt werden. Dies ist ein Mangel (Planungsfehler), der unausweichlich zu einem Schaden führt.

Abtropfprofile aus Aluminium, Kunststoffen oder anderen Materialien, die angedübelt werden müssen, verursachen im Bereich der Verdübelung wiederum Schwachstellen (Abb. 5). Ferner müssen sie wegen der Unterläufigkeit zwischen Betonunterseite und Profiloberseite abgedichtet werden und – dies ist besonders wichtig – sie können nicht überstrichen werden. Für den Benutzer des darunterliegenden Balkons zum Beispiel sind sie daher oft unansehnlich. Dennoch handelt es sich hier zum Teil um wirkungsvolle Abtropfprofile.

Es existieren aber durchaus auch Profile, die den Architekten, Maler Handwerker und Wohnungseigentümer gleichermaßen zufriedenstellen (Abb. 3 und 6).

Die Lösung: Einbau von industriell vorgefertigten Tropfkantenprofilen

Seit einigen Jahren gibt es vorgefertigte Tropfkanten- und Abtropfprofile für den Neubau und die Sanierung von Bauteilen aus Beton, Putz etc., also für alle Untergründe (Abb. 3 und 6).

Industriell vorgefertigte Tropfkantenprofile aus vollständig ausgehärtetem Polymerharz (EP/UP) zum Ankleben an der Unterseite von Bauteilen sind die ideale Problemlösung!

Es heißt nach Kommentar zur VOB Betonerhaltungsarbeiten, DIN 18349 Nr. 4.2.21: »Wassertropfkanten sind für den Schutz von Flächen erforderlich. Sie sollen am Übergang der vertikalen Betonflächen in horizontalen Untersichten angeordnet werden. […] (Abb. 6).

Auch im Standardleistungsbuch (StLB) — herausgegeben vom DIN Deutsches Institut für Normung e.V. — ist das Anbringen von Tropfkanten vorgesehen. Es heißt im StLB für das Bauwesen Leistungsbereich 081 Betonerhaltungsarbeiten Nr. 01.94 081 442.43.20.01: »Tropfkante über Kopf kleben und überstreichen…«.

Diese industriell vorgefertigten Tropfkantenprofile haben eine glatte Oberfläche und können mit jeder Fassadenfarbe einfach nach dem Ankleben überstrichen werden, so dass sie den Charakter der Applikation verlieren. Es gibt verschiedene Profile zur Auswahl. Die Profile können mit unterschiedlichen Klebern befestigt werden; zum Beispiel auf vorbereitetem Beton mit Epoxidharz oder bei bereits überstrichenen Flächen mit überstreichfähigem, dauerelastischem Fugendichtstoff auf Polyurethanbasis. Eine Schwächung der Betonüberdeckung wie im Falle der vorgenannten Verdübelung ist also nicht mehr gegeben (Abb. 5).

In der Regel werden die Profile nach dem Abschlagen des geschädigten Betons und der Reprofilierung — jedoch vor dem Aufbringen des Feinspachtels — aufgeklebt, so dass ein einwandfreier Übergang entsteht. Viele Verarbeiter benutzen die bis zu 4 cm breiten Profile auch als Schalung bei der Instandsetzung. Natürlich lassen sich die Tropfkanten auch vorbeugend einsetzen, indem man sie auf die zuvor geschlossene Wassernase des noch schadenfreien Bauteils klebt.

Diese Fachpublikation von Klaus Korte erschien ab dem Jahre 2000 in diversen Fachzeitschriften unter dem gleichen Titel „Rand“-Probleme.